Mit Regen wirtschaften lohnt sich

Es mag unromantisch klingen, aber in Deutschland hat alles seinen Preis, auch der Regen

Wer Regenwasser, das auf dem eigenen Grundstück anfällt und nicht vor Ort versickert oder bewirtschaftet werden kann, in die Kanalisation schicken will, muss seiner Kommune eine Niederschlagswassergebühr bezahlen. Die liegt je nach Kommune zwischen 70 Cent und zwei Euro pro Quadratmeter im Jahr und ergibt sich aus der Grundstücksfläche, die in die Kanalisation einleitet. Ein Rasenstück kostet demnach nichts, für die komplett versiegelte Autoeinfahrt wird der maximale Tarif fällig. Die Kosten variieren für durchschnittliche Hausbesitzer zwischen mittleren drei- und kleineren vierstelligen Summen im Jahr. Da mag man auf den ersten Blick nicht das große Einsparpotenzial entdecken. Wer aber die wertvolle Ressource Regenwasser und was man mit ihr auf dem eigenen Grundstück alles machen kann, in die Gleichung aufnimmt, kommt sicherlich zu einem anderen Schluss.

Regenwasser als Ressource verstehen

Regenwasser ist eine wertvolle Ressource, die nicht nur gut in Haus und Garten zum Einsatz kommen kann, sondern die auch den Wasserhaushalt direkt vor Ort stützt und die Pflanzen im Garten resilienter gegen Wetterextreme macht. Nicht nur ist Wasser in Dürrephasen in den Bodenschichten länger verfügbar, das bessere Wurzelwerk macht Pflanzen und Bäume auch beständiger bei Stürmen und Starkregen.

Muss das viel kosten? Nein! Wenn Sie bei Garagenauffahrten, Terrassen und Gehwegen auf durchlässige Befestigungen wie Rasengitter, Fugenpflaster oder Schotter setzen, ist schon viel gewonnen. Steht ohnehin gerade ein Umbau an oder ein Hausneubau, gibt es das örtliche Regenwasser zukünftig gratis dazu.

Natürlich fällt das meiste Regenwasser auf den versiegelten Dachflächen an. Hier gehen die Möglichkeiten und auch die damit verbundenen Kosten weit auseinander. Sie reichen von den klassischen Regentonnen, die es schon für vergleichsweise wenig Geld im Baumarkt gibt, über Mulden, die man bei ausreichend Platz und versickerungsfähigem Untergrund auch selbst anlegen kann, bis hin zu deutlich kostenintensiveren Maßnahmen wie Gründächern, Rigolen und Zisternen-Pumpen-Systemen, die das Regenwasser auch im Haushalt nutzbar machen. Hier müssen Hausbesitzer vor Ort prüfen, welche Systeme zur Regenentwässerung sich wann sinnvoll umsetzen lassen und ob der finanzielle oder der ökologische Nutzen im Vordergrund stehen soll.

Überflutungsschutz? Inklusive!

Hausbesitzer freuen sich aber nicht nur über einen dauerhaft gedeihenden Garten, sie wollen auch ihr Hab und Gut im Fall einer Überflutung gut geschützt wissen. Starkregenereignisse nehmen zu. Die Entwässerungssysteme kommen bei solchen Regenmassen unweigerlich an ihre Grenzen, also ist deren Entlastung oberstes Gebot. Ein Areal, in dem die große Mehrheit der Grundstücke Regen dezentral entwässert, wird zukünftig Starkregen deutlich besser bewältigen. In der Folge sinkt auch die Gefahr für Hausbesitzer vor Überflutungsschäden.

Kurzum: Es kann mitunter Jahrzehnte dauern, bis sich die vollständige Nutzung des Regenwassers vor Ort finanziell bezahlt macht. Eine hohe Aufenthaltsqualität im eigenen Garten, eine gesunde und diverse Flora und Fauna vor der Haustür, Kühleffekte im Haus, die Klimaanlagen selbst in Hitzeperioden überflüssig machen, Überflutungsschutz durch entlastete Kanalsysteme? All das lässt sich nur schwer mit einem Preisschild versehen. 

Eine Information der Berliner Wasserbetriebe

Der Beitrag ist erschienen im VDGN-Mitgliederjournal „Das Grundstück“, Heft 09/10-2023. Eine Fortsetzung folgt. Weitere Informationen zum Thema finden Sie auf dieser Website unter der Rubrik Regenwasserbewirtschaftung.